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Stopp Prostitution

Von: Netzwerk Ella 30.10.2020

Was die Medien mit dem Einstieg in die Prostitution zu tun haben

Prostitution
«Ich versuche selten, mich mit dem Thema der Prostitution und meiner Geschichte damit zu beschäftigen. Weil es unangenehm ist. Aber manchmal ist es eben notwendig. Vor allem, wenn ich sehe, dass ich andere Frauen eventuell vor den Fehlern, die ich gemacht habe, schützen könnte. Oder warnen.


Ich habe und hatte einen sehr holprigen Lebensweg und hab schon früh mit psychischen Problemen gekämpft. Und diese Probleme wurden mehr und mehr zu meiner Fassade, Persönlichkeit. Ich wollte kaputt sein. Weil das war ja irgendwie cool. Ich bin den kleinsten Hindernissen aus dem Weg gegangen, hab mir eine Blase gebastelt. In dieser Blase stand die Welt still, ich war immer das Opfer, traumatisiert, drogensüchtig, krank. Es war die Hölle doch ich kannte mich aus. Ich war in Sicherheit.

Und irgendwann hab ich mal ein Buch gelesen, darüber, dass eine junge Frau anschaffen geht um sich neben dem Studium ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Das hat mich angesprochen, denn genau so wollte ich sein: unkonventionell, kaputt, trotzdem irgendwie intelligent und erfolgreich. Das war das erste Mal, dass ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe und sich meine Meinung darüber positiv angefärbt hat. Über die Jahre hab ich dann öfters auf Instagram diesen ‚Pro-Sexwork‘ Accounts gefolgt. Meist junge, attraktive Frauen mit vielen Followern, viel Kohle, lebten das absolute Luxusleben. Ein weiterer Pluspunkt schlich sich ein. Was mich dann wirklich dazu gebracht hat, anzufangen, mich selbst zu prostituieren, war ein Ex-Freund. Er sagte ständig sowas wie ‚Du solltest N*tte werden. Für deine Blowjobs würden die meisten ein Vermögen zahlen‘. Ein anderer Ex davor sagte mir, ich wäre ein tolles Cam-Girl. Und irgendwann dachte ich fuck it. Habs gemacht.


Ich war ‚freiwillig‘ Prostituierte. Ich hab ohne Zuhälter gearbeitet. Mir ist nie etwas wahnsinnig schlimmes passiert. Was geblieben ist, nachdem ich all das Geld verprasselt habe (das scheinbar leichte Geld) ist mein gestörtes Verhältnis zu Sexualität.


Ich kann keinen Sex haben mit Männern die ich mag. Weil Liebe und Sex sind in meiner Welt zwei Dinge, die absolut nicht zusammen passen. Ich kann mit Männern schlafen, die mich wie Dreck behandeln, die narzisstisch sind, mich ausnutzen, mir wehtun. Das geht. Aber Männer die mich gut behandeln… das geht nicht. Weil ich das Gefühl habe, dass diese Typen sich dann von ihrer animalistischen Seite zeigen, beziehungsweise, dass ich sie sehen muss, wie sie kommen. Oder wenn sie geil sind. Dann werde ich wieder zu einem Stück Fleisch. Deshalb kann ich keine Beziehungen führen.


Heute also lese ich, dass AufKlo ein Video postet, das von einer asexuellen Frau handelt, die sich prostituiert. AufKlo hat ein Publikum von grösstenteils Teenagern. Genau solche Pro-Prostitutions-Dinge haben mich damals dazu gebracht, anzufangen. Weil ist ja nix schlimmes. Nur ein Job. So wie jede Lohnarbeit. Das macht mich so wütend. Wieso wird Prostitution in solch einem positiven Licht dargestellt? Und das vor einem leicht beeinflussbaren Publikum. Das ist nicht progressiv, das ist regressiv. Wir begeben uns gerade in eine Richtung, in der Frauen, die patriarchale Strukturen zu ihrem eigenen ‚Wohl‘ nutzen, als empowered dargestellt werden. Solche Frauen unterstützen die Aufrechterhaltung dieser Strukturen. Und sie werden dorthinmanipuliert von Medien, die grösstenteils von Männern dominiert werden, die es gern sehen, dass wir uns unterwerfen.»

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